Das
Palatium in Seligenstadt. Kurzführer zu dem Schloßbau Friedrichs I.
Barbarossa 1. Zugang: Das Palatium liegt östlich der Stadt, am Prallhang des Mainbogens auf der eiszeitlichen Niederterrasse. Die Anfahrt erfolgt am leichtesten über Marktplatz, Freihofstraße und Große Maingasse, der Ausschilderung "Mainfähre" folgend. Am Mainufer stehen ausreichend Parkmöglichkeiten zu Verfügung. Neben dem reizvollen Uferpanorama, das von der Einhardsbasilika und der Ruine des Palatiums beherrscht wird, bietet dieser Standort direkten Zugang zu allen historischen Sehenswürdigkeiten, die zudem mit Erläuterungstafeln versehen sind. Topographische Karte 1:25.000 Bl. 5919
Seligenstadt;
1:50.000 Bl. L 5918 Frankfurt a. Main-Ost. Deutsche Generalkarte
1:200.000
Bl. 13 2. Literatur: Schallmeyer, Egon, Das römische Seligenstadt, Kr. Offenbach. Archäologische Denkmäler in Hessen 9 (Wiesbaden 1979). Schopp, Josef, Seligenstadt. Eine feste Stadt der staufischen Kaiser und der Kurfürsten von Mainz (Seligenstadt 1982) Schallmeyer, Egon, Ausgrabungen in Seligenstadt. Zur römischen und mittelalterlichen Topographie. Saalburg Jahrbuch 43,1987,5-59. Lüdecke, Annegret, Das fränkische Gräberfeld von Klein-Welzheim. Archäologische Denkmäler in Hessen 72 (Wiesbaden 1987). Ludwig, Thomas, Das romanische Haus in Seligenstadt (Stuttgart 1987) Wand, Norbert, Holzheim bei Fritzlar in salischer Zeit. In: H.W. Böhme (Hg.), Siedlungen und Landesaubau zur Salierzeit Teil 1 In den nördlichen Landschaften des Reiches (Sigmaringen 1992) 169-210. Binding, Günther, Deutsche Königspfalzen. Von Karl dem Großen bis Friedrich II. (765-1240) (Darmstadt 1996). Atzbach, Rainer, Das Palatium in Seligenstadt. Ein Schloßbau Friedrichs I. Barbarossa. Herausgegeben vom Förderkreis Histor. Seligenstadt e.V. (Münsterschwarzach Abtei 1997) ders., Das Palatium in Seligenstadt. Ein "Schloß" Friedrichs I. und Friedrichs II. In: Schloß Tirol. Saalbauten und Burgen des 12. Jh. in Mitteleuropa. Forschungen zu Burgen und Schlössern 4, hg. von der Wartburg-Gesellschaft zur Erforschung von Burgen und Schlössern in Verbindung mit dem Germanischen Nationalmuseum (München und Berlin 1998) 189-196. 3. Geschichte: Die Siedlung Seligenstadt geht auf ein römisches Kohortenkastell zurück, dem seit dem 16. Jh. der Name "Selgum" zugeschrieben wird. Dieses Kastell entstand wohl unter Kaiser Traian um 100 n. Chr. und ging mit dem Fall des Limes in den Alamannenstürmen um 260 n. Chr. unter. In den Trümmern des Kastells und auf dem heutigen Klosterareal entstand im Taleinschnitt des Breitenbaches (Standort des Roten Brunnens) die frühmittelalterliche Siedlung Mulinheim superior. Ludwig der Fromme schenkte sie 815 gemeinsam mit dem heute noch bestehenden Ort Mühlheim (=Mulinheim inferior) seinem Gefolgsmann Einhard. Dieser gründete hier um 830 ein Benediktinerkloster zur Verehrung der Reliquien der Heiligen Marcellinus und Petrus, die Einhard in Rom unter zweifelhaften Umständen erlangt und zuvor in Steinbach bei Michelstadt hatte aufbewahren lassen. Der Ortswechsel der Gebeine und die Gründung des Klosters in Mulinheim superior hatten wohl verkehrstechnische Gründe: im Gegensatz zum abgelegenen Steinbach war das neue Kloster über den Main, einer der wichtigsten Verkehrswege des Mittelalters, gut zu erreichen. Außerdem liegt die Siedlung an der historischen Geleitstraße, also dem Fernweg Frankfurt-Nürnberg und bietet zugleich mit seiner Furt eine Verbindung von der südlichen Wetterau in das westliche Unterfranken. Die wachsende Verehrung der Reliquien führte um 840 zum Namenswechsel von Mulinheim superior zu Saligunstatt, also Stätte der Seligen. Die Abtei Seligenstadt war bis in die Neuzeit Grundherr auch der Siedlung und erhielt 1045 Markt-, Münz- und Zollrecht. Zunächst reichsunmittelbar, standen beide seit 1063 unter der Herrschaft des Erzbischofs von Mainz. In den Brennpunkt der Reichspolitik rückt Seligenstadt mit dem Ausbau des staufischen Herrschaftsbereichs in der Wetterau: Kaiser Friedrich I. Barbarossa errichtet in dieser terra imperii eine Reihe von Pfalzen und Burgen: Wimpfen, Gelnhausen, Frankfurt, Münzenberg, Dreieichenhain. Während die Abtei in der Hand des Mainzer Erzbischofs bleibt, kommt der Ort Seligenstadt in kaiserlichen Besitz, 1175 werden die Einwohner als "cives", Stadtbürger bezeichnet, die Erhebung des Ortes zur Stadt und damit zum königlichen Herrschaftsstützpunkt dürfte gleichzeitig mit Gelnhausen, also um 1170 erfolgt sein. 1188 hält Friedrich I. Barbarossa in Anwesenheit seiner Söhne Heinrich VI. und Konrad von Rotenburg hier einen Hoftag ab. In der Stadt kommt es zu Bauaktivitäten: im Zentrum wird das Romanische Haus wahrscheinlich als Vogteigebäude errichtet, am Mainufer, möglicherweise an der Stelle eines königlichen Hofes, das Palatium. 1237 ist offensichtlich eine Klärung der Herrschaftsrechte über die Stadt nötig: Friedrich II. muß dem Mainzer Erzbischof bestätigen, daß "die Stadt nicht dem Reich gehört, sondern wir besitzen diese Stadt nach Erbrecht lehensweise von der Mainzer Kirche wie unser Großvater und Vater" (Reg. Imp. V 2273). Zwischen 1160 und 1252 ist kein Aufenthalt eines Mainzer Erzbischofs in Seligenstadt belegt, erst mit dem Erlöschen des staufischen Königshauses fällt das Lehen an seinen Eigentümer zurück. Wie eng die Bindung der Stadt an die Königsmacht war, belegt 1241 ihre relativ hohe Steuerlast, vergleichbar mit Wetzlar und Schwäbisch-Hall, vor allem aber ihre "Revindikation" für das Reich durch Rudolf von Habsburg 1284-92. Erst nach 1309 ist sie wieder unbestritten Mainzer Besitz. Die Mainfront des in einem Brand schwer beschädigten Gebäudes wurde um 1460 in die neue Stadtmauer einbezogen, seit deren Auflassung im 19. Jh. verfällt das ehemals kaiserliche Anwesen zusehends. Nähere Einblicke in die Geschichte des
Platzes
und Bauwerkes am Mainufer erbrachten Ausgrabungen, 1938 durch den
damaligen
Landeskonservator Otto Müller und 1996 durch den Lehrstuhl für
Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit an der Universität
Bamberg: 4. Der römische Abwasserkanal In der Mitte vor dem Palatium befindet sich der Ausläufer eines römischen Abwasserkanals aus dem 2./3. Jh. (Abb. 1 und Abb. 3, rot). Er ist als einfache, mit Lehm ausgekleidete Rinne ausgeführt und bildet den letzten Abschnitt eines Entsorgungsstranges des Kastells, der durch den ehrenamtlichen Bodendenkmalpfleger Heinrich Haas an mehreren Stellen auch im Innenstadtbereich beobachtet werden konnte (Abb. 2). Weitere Überreste römischer Bauten waren nicht feststellbar, aber es muß weiteren Untersuchungen vorbehalten bleiben, ob die Ostgrenze des Kastells noch im Stadtbereich liegt oder durch den Main fortgeschwemmt worden ist.5. Die hochmittelalterliche Besiedlung des Geländes Im 11./12. Jh., also bereits vor Baubeginn des Palatiums war das Gelände bewohnt. Auf der heutigen Terrasse standen mehrere Fachwerkbauten: Zwischen südlichem Eingang und Lisene waren die Überreste der Grundmauern eines sog. Ständerbaues erhalten, also eines Hauses über Steinfundament (Abb. 3, blau, Haus 1). Von ihm sind nur noch die 5,8x4,6 m messenden Grundmauern erhalten (Abb. 4), sie sind etwa 60 cm in den historischen Boden eingetieft und bestehen aus grob geschichteten und vermörtelten Mainwackern. Der Fußboden besteht aus gestampftem Lehm über einem Schotterbett. Diese Hausform ist erst seit dem 12. Jh. bekannt und tritt zunächst im sozial gehobenen Umfeld auf, zum Beispiel beim Herrenhof der Wüstung Holzheim bei Fritzlar. Südlich des Mauergevierts befinden sich drei Pfostenlöcher (Abb. 3, blau), deren Ausrichtung die Flucht der Mauern aufnimmt, wahrscheinlich handelt es sich hierbei also um einen Baukomplex, der nur teilweise auf einem Steinfundament ruhte und im übrigen in der traditionellen Bauform der eingegrabenen Pfosten errichtet worden ist. Er weicht in seiner Ausrichtung deutlich von der Palatiummauer ab, liegt aber in etwa rechtwinklig zum römischen Abwasserkanal, der im 11./12. Jh. eine jüngere Nutzungsphase besitzt, also offenbar noch als Graben offenlag. Sein Verlauf im Zentrum von Seligenstadt wird in etwa von der heutigen Palatiumstraße nachgezeichnet, er könnte somit eine alte Rechtsgrenze wiedergeben, die auch das Gelände des Palatiums unterteilte (Abb. 2). Zwischen Kanal und Ständerbau befand sich ein vier Meter breiter und über vier Meter langer, zweischiffiger Fachwerkbau, von dem lediglich die Standspuren der dachtragenden Pfosten und eine stark verdichtete Schotter-"Pflasterung" erhalten ist, bei der es sich wohl um den historischen Fußboden handelt (Abb. 3, blau, Haus 2). Vor dem nördlichen Drittel des Palatiums konnte ein zweiter Ständerbau angeschnitten werden, auch wenn seine Ausdehnung offenbleiben muß (Abb. 3, blau, Haus 3), gleicht doch seine Ausführung dem ersteren, allerdings ist das ebenfalls nur zwei Lagen hoch erhaltene Mauerwerk nicht vermörtelt, sondern in Lehm gesetzt. Der erfaßte Fußboden besteht ebenfalls aus einem Lehmestrich über einer Schotterstickung, auf ihm ruht eine einzelne Steinplatte, die das Fundament eines Einbaus sein dürfte (Abb. 5). Dieser zweite Ständerbau liegt nördlich des römischen Abwasserkanals und folgt wie der o.g. zweischiffige Pfostenbau in seiner Orientierung dem Palatium. Dies könnte ein Indiz dafür sein, daß der südliche Ständerbau und die beiden nördlicheren Häuser nicht gleichzeitig bestanden. Die enthaltenen Funde erlauben allerdings keine nähere zeitliche Ansprache als ebenfalls 11./12. Jh. (Abb. 6 oberes Drittel). Abgesehen von der fortschrittlichen Bautechnik sprechen auch die Funde für eine sozial herausgehobene Stellung der Grundeigentümer: aus dem Abbruchschutt des südlichen Ständerbaues stammen eine Gußform (Abb. 6,17), zahlreiche Metallschlacken, Muschelschalen sowie Bruchstücke von zwei Schmelztiegeln (Abb. 6,18). Metallverarbeitung war im Hochmittelalter ein Königsrecht, das nur von Privilegierten ausgeübt wurde. In der unmittelbar angrenzenden Baugrube des Palatiums fanden sich mehrere Geweihreste (Abb. 7), die mit dem Schutt der abgebrochenen Fachwerkbauten in sie eingefüllt worden sind. Dies deutet auf die Ausübung der Hochjagd hin, ebenfalls ein Herrenrecht. Es ist sehr wahrscheinlich, daß
an der Stelle
der heutigen Ruine weitere Gebäude bestanden und sich somit das Bild
eines ausgedehnteren Hofkomplexes, vielleicht sogar von zwei Höfen
ergibt. Die Bewohner dieses Areals waren sozial herausgehoben, es
könnte
sich bei den angetroffenen Bauresten um die Spuren des von der
historischen
Forschung vermuteten königlichen Dominialhofes handeln, an dessen
Stelle das Palatium errichtet wurde. 6. Das ältere Palatium Spätestens in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts wurden die älteren Gebäude abgebrochen. Acht Meter von der heutigen Geländekante entfernt wurde eine knapp vier Meter breite und tiefe sowie 47 m lange Baugrube ausgehoben, in der die flußseitige Palatium-Mauer errichtet wurde. Diese Baugrube wurde zum Teil mit dem Schutt der älteren Bebauung wieder aufgefüllt. In dieser Füllung haben sich die Standspuren des Baugerüsts erhalten (Abb. 3, gelb, vor der Palatiummauer). Zum ursprünglichen Baubestand gehören ferner die Überreste der stadtseitigen und der nördlichen Mauer, die südliche Mauer ist abgebrochen. Alle Außenwände sind in Schalenmauerwerk ausgeführt, die Wandflächen bestehen aus sorgfältig zugerichteten Sandsteinquadern, die Mauerkerne aus grob geschichteten Bruchsteinen, die mit Mörtel übergossen worden sind. Das Baumaterial stammt aus den Freudenstädter Brüchen und wurde per Schiff nach Seligenstadt transportiert. Um dem Bauwerk eine größere Standsicherheit im äußerst rutschgefährdeten Terrassenschotter zu verleihen, wurden die Einbindestellen der Querwände mit zwei Meter breiten Lisenen verstärkt, die im aufgehenden Bestand 1,70 m vor die Fassadenflucht treten. Diese Lisenen reichen bis zur Unterkante der Baugrube und springen hier treppenartig weitere zwei Meter vor (Abb. 8). Da sowohl die Querwände als auch die stadtseitige Abschlußmauer wesentlich flacher, nämlich nur einen Meter bzw. 1,60 m unter das heutige Niveau gegründet sind, ist das gesamte Bauwerk in der äußerst solide fundamentierten Schauseite "eingehängt" (Abb. 9). Über die Inneneinteilung sind nur wenige Aussagen möglich: hier wurden fast sämtliche Bauspuren durch moderne Geländeabtragungen beseitigt. Dennoch erhielten sich im Süden und im Norden des Innenraumes die unteren Steinlagen von zwei Säulenfundamenten (Abb. 9, gelb und Abb. 3, gelb). Daraus läßt sich eine zweischiffige Unterteilung des Untergeschosses rekonstruieren: die Balkendecke wurde von einem Längsunterzug unterstützt, der auf sieben bis acht mittigen Säulen ruhte. Der Zugang zum Untergeschoß erfolgte wohl durch die beiden heute nur als Rekonstruktion erhaltenen, tonnengewölbten Eingänge, die den Altan, einen balkonartigen Vorbau, trugen. Auch die sechs kleinen Rundbogenfenster des Untergeschosses gehören zum Ursprungsbestand aus der Zeit Friedrichs I. Barbarossa. Das Obergeschoß war in drei Zonen hinter symmetrisch angeordneten und rundbogig überfangenen Fenstergruppen gegliedert: die südliche Gruppe und das südliche Fenster der mittleren Gruppe bestehen aus 59-65 cm breiten und 1,80 m hohen, rundbogigen Doppelfenstern mit außen abgefasten Gewänden. Das nördliche Fenster der mittleren Gruppe ist deutlich kleiner und läßt innen die Reste eines Holzriegelverschlusses für einen Fensterladen erkennen. Die nördliche Fenstergruppe ist aufwendiger gestaltet: die Dreierarkaden werden je von einer achteckigen und einer sehr stark verjüngten runden Säule mit insgesamt vier verschiedenen Kapitellen und attischen Basen mit Eckzier gestützt. Alle Säulen sowie Gewände und Stürze der beiden südlichen Fenstergruppen sind aus jeweils einem Stein gearbeitet. Die Ausführung der Fenster entspricht jenen am "Romanischen Haus" im Stadtzentrum (1187), die Säulen in der nördlichen Fenstergruppe erinnern an den Maulbronner Krankenhausgang (1170/80) und den Palas von Gelnhausen (um 1170). Die ursprünglichen Zugänge
zum Obergeschoß
befanden sich wahrscheinlich an der Stelle der heute erkennbaren. Der
Rhythmus
der Fenstergruppen weist auf eine Dreigliederung des Obergeschosses
hin,
auch wenn keine Überreste oder Ansatzpunkte der Trennwände mehr
feststellbar sind: im Norden lag ein offener Festsaal (ca. 16 x 10,50
m),
im Mittelteil vielleicht ein Schlafraum, im Südteil ein mit Holzläden
abschließbarer weiterer Saal (ca. 22 x 10,50 m). Die noch an der
erhaltenen Oberkante beträchtliche Mauerstärke von 1,50 m und
die aus der Mittelachse der Blendbogennischen herausgeschobenen
Fensteröffnungen
könnten auf die ursprüngliche Existenz eines zweiten Obergeschosses
hinweisen, freilich muß dann offen bleiben, warum die Lisenen auf
halber Höhe des ersten Obergeschosses auslaufen. 7. Der Umbau unter Friedrich II. Nach Vollendung des Barbarossa-Baues wurde die große Baugrube erneut geöffnet: nördlich und südlich des Altans wurde jeweils unterhalb des nächstgelegenen Untergeschoßfensters ein Steinfundament errichtet (Abb. 10 und Abb. 3, orange), von dem eine Treppe zum Altan emporführte. Sie ersetzte wahrscheinlich einen hölzernen Aufgang, wie er auch für den Palas von Gelnhausen und das "Romanische Haus" anzunehmen ist. Außerdem erhielten die Zugänge in das Obergeschoß ihr heutiges Aussehen: im Süden wurde ein zweifach gestuftes Säulenportal mit Rundbogen eingesetzt. Die eingestellten Säulen haben niedrige attische Basen und Kelchknospen- bzw. Blattkranzkapitelle, die ihre Entsprechung im Maulbronner Kreuzgang (um 1220) bzw. Paradies (um 1210) finden. Auch der nördliche Zugang wurde modernisiert: hier wurde ein einfach gestuftes Portal mit Kleeblattabschluß eingesetzt. Die eingestellten Säulen besitzen ebenfalls attische Basen, aber geschärfte Wirtel anstelle der Kapitelle, wiederum Bauformen, die in das erste Drittel des 13. Jahrhunderts zu datieren sind. Aus der Baugrube des Palatiums stammen
zahlreiche
Schieferabschläge, demnach besaß der Bau ein Schieferdach, dessen
Eindeckung vor Ort hinweisen. 8. Schluß Wahrscheinlich stehen die Umbau- und Modernisierungsmaßnahmen am Palatium in Seligenstadt in Zusammenhang mit dem Lehnsrevers Friedrichs II. an den Grundeigentümer, den Erzbischof von Mainz, die Erneuerung des Baues seines Großvaters sollte den Herrschaftsanspruch des Stauferkönigs auf Seligenstadt dokumentieren, ein Herrschaftsanspruch, der offenbar in den Konflikt mit dem Grundeigentümer, dem Mainzer Erzbischof führte und im Interessenausgleich in Form der Lehnsbestätigung 1237 mündete. Die Konfliktsituation um die Herrschaft in Seligenstadt könnte auch erklären, warum das Palatium offenbar zu keinem Zeitpunkt zum Main hin befestigt war - die Untersuchung im Hangbereich erbrachte keine Hinweise auf eine Mauer oder Palisade. Es ist leicht verständlich, daß der Erzbischof als Eigentümer des Klosters Seligenstadt keine kaiserliche Burg in dessen Nähe duldete und auch die in Königshand befindliche Siedlung Seligenstadt erst nach 1241 befestigt wurde. Der Entschluß zur Errichtung des Palatiums in Seligenstadt - und auch zu dessen späterer "Modernisierung" war gewiß eine Demonstration staufischer Königsmacht, die Ausführung ohne Befestigung macht den Bau darüberhinaus zum frühesten Schloß nördlich der Alpen, das weniger der militärischen Verteidigung als vielmehr der herrscherlichen Repräsentation und Erholung diente. Es vertritt damit jenes Lebensgefühl, das Friedrich I. Barbarossa und seine Nachfahren als sizilische Könige in Italien kennen- und schätzen lernten. Seligenstadt war demnach schon immer ein beliebtes Reiseziel für Pilger und Könige. Näheres zu Seligenstadt finden Sie unter http://www.seligenstadt.de. Copyright 1997 R.
Atzbach M.A.
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