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8. Die Funde

8.1.3. Vorgeschichtliche und hochmittelalterliche Keramik

8.1.3. Vorgeschichtliche und hochmittelalterliche Keramik (Abb. 35,1-3)

Eine vorgeschichtliche Randscherbe (Abb. 35,1) und drei Wandscherben (Katalog 1,1-1,3, ohne Abb.) kommen aus den angeschütteten Schichten nördlich des Steinwerks. Sie sind somit allesamt verlagert, worauf auch die verrundeten Bruchkanten der Wandscherben hinweisen. Ihr Scherben ist dunkelockerbraun. Die Magerung besteht aus groben, kantigen opaken Quarz- und rötlichen Feldspatpartikeln. Ähnliche Scherben liegen im Fundgut der Ägidienkirche in Hannover vor, auf der Pfalz Pöhlde werden sie vage in die jüngere vorrömische Eisenzeit oder ältere Kaiserzeit datiert[136]. Dazu kommt eine hellrotbraune Randscherbe mit grober Magerung und hartem Brand (Abb. 35,1a). Sie stammt aus der Verfüllung des großen Grabens und ist deshalb ebenfalls verlagert. Auf der Pfalz Pöhlde gehören derartige Randscherben zu hohen tonnenförmigen Gefäßen, die nicht genauer zwischen Latène- und älterer Kaiserzeit einzugrenzen sind[137].

Aus dem Bild der mittelalterlichen Funde fallen zwei Randscherben heraus, die deshalb gesondert betrachtet werden sollen: Eine Randscherbe (Abb. 35,2) erinnert an Warenart b2. Sie ist hart gebrannt. Ihre Magerung besteht aus runden, mittelgroßen Quarzkörnern, die im unregelmäßigen Bruch und an der Oberfläche erscheinen. Die Farbe ist ungleichmäßig graubraun bis schwarzgraubraun, der Bruch braunschwarz. Auffallend ist die in langen Rillen "ledergenarbt" aufgerissene Oberfläche. Die Randlippe ist durch eine Rille von der Schulter abgesetzt. Offensichtlich ist das zugehörige Gefäß freihandgeformt. Ähnliche Typen werden im Weserbergland in das 8.-10. Jh. datiert, ein weiteres Vergleichsstück von der Burg Ilsestein gehört dagegen in das 11. Jh. Das Fragment war mit Hafnerware vergesellschaftet, ist also verlagert[138]. Die zweite Randscherbe (Abb. 35,3) ist ein Lesefund: Der hellmattbraune Scherben zeigt Magerung aus grobem Quarz und Steingrus, die direkt an der Oberfläche erscheint. Altertümlich wirken die ebenfalls "ledergenarbte", aufgerissene Oberfläche und der weiche Brand. Sie ist der älteren Kugeltopfkeramik (zur Verbeitung des Kugeltopfes siehe Warenart a) zuzurechnen und in das 9./10. Jh. zu setzen[139].