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3. Die Ausgrabungen am Bohlendamm |
3. Die Ausgrabungen am Bohlendamm
An der Südseite[29] des Bohlendammes befand sich eine der letzten kriegsbedingten Baulücken in Hannover. Die bevorstehende Neubebauung war 1982 der Anlaß für eine Ausgrabung des betroffenen Geländes, das im übergangsbereich der von der Forschung angenommenen Siedlungskerne Marktsiedlung Hanovere und Tigislege lag (Abb. 1,2 und Abb. 5). In guter Abstimmung mit den städtischen Behörden und dem Grundeigentümer Fa. Gundlach führte das Niedersächsische Institut für Denkmalpflege vom 21.7.-28.9. 1982 auf einem Teil des Baugeländes eine Flächengrabung durch[30]. Da nur vier bis sieben Arbeitskräfte zu Verfügung standen, war eine rationelle Vorgehensweise erforderlich: Schon knapp unter der bisher als Parkplatz genutzten Oberfläche kamen die Mauerkronen der im Zweiten Weltkrieg durch Bomben zerstörten letzten Bebauung zum Vorschein (Beil. 1). Die sichtbaren Mauerzüge bestimmten die Einteilung der Grabungsfläche in "Innenräume" (IR). Die Keller wurden maschinell geräumt, ihre Maueransichten meist in Umrißzeichnungen aufgenommen. Lage und Verlauf der Kellermauern wurden in einer bemaßten Skizze dokumentiert, aus der später das Gesamtplanum (Beil. 1 und Beil. 2) umgezeichnet wurde. Ein Netz von Probebohrungen zeigte, daß ungestörte Kulturschichten im wesentlichen in den alten Hofzonen und unter IR 7 zu erwarten waren. In den bereits ausgebaggerten Hofzonen IR 4, 5, 14, 15 und 20 war nur eine Untersuchung der vor den Kellermauern erhaltenen Erdbänke möglich, die keine oder nur wenige Funde brachten. Dafür konnten die Hofzonen IR 16, 17, 18 und 27 in mehreren Abstichen ausgegraben werden. Profile und Plana wurden meist unkoloriert gezeichnet oder in bemaßten Skizzen festgehalten. Obwohl die meisten Profile nicht eingemessen werden konnten, ist eine annähernde Lagebestimmung möglich[31]. Die Keller hatten die Schichtverbindungen zwischen den Hofzonen zerstört. Die Zusammenhänge zwischen Mauern und den ihnen vorgelagerten Erdbänken (Beil. 2, Schraffur) konnten in der Regel leider nicht erfaßt werden. 1983 begannen die Bauarbeiten. Daher wurden vom 5. - 28. 4. 1983 an ausgewählten Stellen gezielte Untersuchungen mit zwei Arbeitskräften durchgeführt. An der östlichen Baustellengrenze kam bei Beobachtung der Baggerarbeiten eine Latrine zum Vorschein (II-44, siehe Übersichtsplan Abb. 5). Sie konnte nur grob eingemessen und mit der Baggerschaufel "geborgen" werden, enthielt aber reiches Fundmaterial. 1984 und 1985 erschienen drei inhaltlich gleiche Vorberichte über die Ergebnisse der Grabung und M. Schormanns historische Untersuchung[32]. Da auch der nördliche Bohlendamm neu bebaut werden sollte, wurden dort vom 4. 2.- 25. 6. 1987 mit vier Arbeitskräften in zwei Bereichen Flächengrabungen durchgeführt. Die beiden räumlich klar getrennten Bereiche wurden mit zwei separaten Meßnetzen ausgegraben[33]. Während der westliche Abschnitt (Abb. 5) durch einen Keller aus dem 19. Jh. tiefgreifend gestört war, waren im östlichen Abschnitt nahezu sämtliche Kulturschichten infolge der Bauarbeiten bereits abgetragen (Abb. 9). Die Mauern wurden wiederum meist in Umrißzeichnungen festgehalten. Die Grabungsdokumentation wurde mit EDV-Unterstützung durchgeführt. Die in den Vorberichten benutzte Befundnumerierung wird in dieser Arbeit beibehalten. Da in den drei Kampagnen Befundnummern mehrfach vergeben wurden, werden ihnen römische Ziffern zur Bezeichnung der Kampagne vorgesetzt (1982= I, 1983= II, 1987= III). |
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